Es war inzwischen Nachmittag geworden und ich machte mich auf den Weg - schließlich hatte ich erst die halbe Strecke nach Galway geschafft. Über Shannonbridge strebte ich wieder die Ost-West-Route an. In Ballinasloe entdeckte ich einen Lidl und stoppte kurzentschlossen, um mir erstens etwas zu trinken zu holen und zweitens zu erkunden, was denn in einem anderen Land so angeboten wird. Ich entdeckte einen ganz vorzüglichen Fertig-Quiche, der leider in Deutschland nicht angeboten wird. Gegen 19 Uhr erreichte ich Galway und es war mittlerweile dunkel geworden. An der Westküsten hatte ich zwei Möglichkeiten: 1. die Cliffs of Moher (die mir ein Kollege wärmstens empfohlen hat) oder 2. Connemara mit dem "Märchenschloß" Kylemore Abbey. Beides war in der kurzen Zeit nicht zu schaffen.

Die Cliffs hätte ich zwar gerne gesehen, aber letztendlich ist es doch nichts anderes als eine besonders hohe Steilküste. Man fährt lange hin, steht bewundernd davor und geht wieder. Das Märchenschloß in Connemara sprach mich da schon vielmehr an - zumal Connemara einer der malerischsten und ursprünglichsten Teile der Grünen Insel ist (lt. meinem Reiseführer). Also auf zu den Connemara-Ponies!

Es war zwar dunkel, aber ich war noch nicht müde und hatte wenig Lust mich in das lebhafte Galway zu stürzen. Ein kurzer Blick auf die Karte und ich schätzte, daß ich es in ca. 1,5 Std. schaffen könnte nach Clifden (an der Westspitze Connemara's) zu fahren. Dann wäre ich am nächsten Morgen zeitig bei der Kylemore Abbey und könnte sicher im Morgenlicht einige schöne Fotos machen. Gesagt getan ... und schon rauschte ich durch die Nacht (mittlerweile war ich schon recht flott unterwegs <g>).

Als ich Clifden erreichte, war der Ort wie ausgestorben ... ach ja, es ist Januar und nicht gerade Tourismus-Hochsaison - na gut! Ich suchte das Abbeyglen Castle, ein romantisch gelegenes Schloß aus dem Jahr 1832, das ein 4-Sterne-Hotel beherbergt. Wenn schon, denn schon - ich wollte auch einmal im Schloß wohnen! Doch leider, leider fand ich es völlig verlassen vor (das war schon ein wenig unheimlich so mitten in der Nacht), nur ein zettel an der Tür verriet, daß es erst ab 31.01.03 wieder geöffnet hat. Aber irgendein nettes Bed&Breakfast wird doch wohl auch in Clifden als Alternative zu finden sein ... ich folgte den Schildern, schaute mir einige von außen und und entschied mich dann für ein nettes, kleines Steinhaus "Seaview House". Die Besitzerin hatte ein Feuer im Kamin brennen und bot mir an, mich dort im "Wohnzimmer" noch ein wenig hinzusetzen. Ich blieb.


Bed&Breakfast "Seaview House"


Abbeyglen Castle Hotel

 Am offenen Feuer vertiefte ich mich in meine Reiseführer, dann ging ich früh zu Bett um am nächsten Morgen früh aufstehen zu können. Allerdings vergaß ich die Zeitverschiebung, sodaß es noch dunkel war als mein Wecker klingelte. Naja, macht nix, dann würde ich ja vielleicht mein Märchenschloß im Sonnenaufgang fotografieren. Letztendlich war ich aber doch nicht so schnell - die Sonne ging auf als ich am Frühstückstisch saß - es war ein traumhafter Tag mit strahlend blauem Himmel

Erst als ich im Auto saß und im Morgenlicht durch Connemara fuhr, sah ich, was ich in der Nacht zuvor verpaßt hatte: eine rauhe wild-romantische Gegend - getaucht in ein fast unwirkliches rotes Morgenlicht. Es war ein wunderbarer Tag!!!

Als ich an einem See vorbeifuhr und das Schild sah, stoppte ich sofort (zu Fotozwecken, sowas glaubt einem ja keiner):

"Queen of Connemara - Scenic and Wildlife Cruises"

Das gab's doch wohl nicht wirklich?!? Welcher der schrottreifen, halbversunkenen Kähne an diesem Steg sollte denn dieses Boot darstellen???

 

Connemara's kahle, herbe Landschaft mit ihrem besonderen Reiz

Weiter ging's durch die reizvolle kahle, herbe Landschaft. Bald war dann auch schon die Kylemore Abbey beschildert. Dennoch bog ich irgendwo falsch ab und landete auf einer kleinen Straße ins Nirgendwo. Neugierig, wohin die denn wohl führen mochte, folgte ich ihr und entdeckte auf hügeligen Weiden eine Herde Schafe.

Da war ja endlich mein typisch irisches Fotomotiv!

Begeistert sprang ich aus dem Wagen, doch leider waren die lieben Tierchen selbst für mein Tele-Objektiv zu weit entfernt. Hocherfreut sah ich aber, daß sie zu mir gelaufen kamen, nachdem sie mich entdeckt hatten..


Hier entdeckte ich mein Faible für diese hübschen, zotteligen Wollknäule, die in ihrem dicken Pelz Wind und Wetter trotzen.

 

Zurück auf der "Hauptstraße" gelangte ich wenige Minuten Später endlich zur Kylemore Abbey.

Kylemore Abbey entspricht genau den Vorstellungen eines englischen Märchenschlosses.


1860 lies der englischer Kaufmann Henry Mitchell das Schloß für seine Frau erbauen. Heute wird es von einem Benediktinerinnen-Orden betrieben, die ein int. Mädchenpensionat führen.

 

Hier wanderte ich umher und bewunderte es von allen Seiten. Die Morgensonne wurde zwar zuerst von den gegenüberliegenden Bergen abgehalten, das Schloß ebenfalls in ein Morgenrot zu tauchen, aber während meiner Besichtigung schaffte sie es doch noch mir eine wunderschöne Belichtung zu verschaffen.


Auf dem Gelände befindet sich auch eine gotische Miniaturkathedrale, die ein architektonisches Juwel darstellt. Sie wirkt innen durch ihre Gewölbe ( den englischen mittelalterlichen Kirchen nachempfunden) und der reichen Ausstattung. 

Ja, ich war tatsächlich da - hier ist der Beweis!  :-)

  

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