Irland (im Schnelldurchgang)

Unser alljährliches Sales Kickoff verschaffte mir wieder einmal die Gelegenheit zu einem Mini-Kurzurlaub. Ich nahm mir 2 Tage frei, um wenigstens ein bißchen von dem grünen Irland zu sehen, das man so aus der Kerrygold-Butter Werbung kennt.

Einige meiner Kollegen/innen taten dasselbe - sie beschränkten sich mit ihren Besichtigungen allerdings auf Dublin. Ich schloß mich buchungstechnisch an und empfand es als äußerst angenehm, daß diesmal jemand anders sich um die Auswahl und Reservierung des Bed & Breakfast gekümmert hat.


mein Zimmer im Waterloo House

Ich kam abends im Waterloo House an und war angenehm überrascht, welch schönes Bed&Breakfast wir hatten. Da ich die Nacht zuvor aber sehr lange gearbeitet hatte, war ich zu erschöpft, um mich noch in Dublin umzusehen (was ich sonst auf jeden Fall gemacht hätte). Ich ging früh zu Bett, um am nächsten Tag fit zu sein.

Aufgrund von Zeitmangel beschränkten sich meine Reisevorbereitungen für diesen Kurztrip leider nur auf die Buchung eines Mietwagens von Deutschland aus sowie dem Kauf zweier Irland-Reiseführer (wann sollte ich die eigentlich lesen?)

Am nächsten Morgen gings nach einem leckeren Frühstück los. Ich holte meinen Mietwagen ab. Zu meiner Freude bekam ich ein Upgrade - obwohl ich extra ein kleines Auto gebucht hatte, damit ich auch genug Spielraum auf der linken Spur hatte. Ich war ganz aufgeregt als ich einstieg. Am Abend zuvor hatte ich mich nicht getraut gleich vom Flughafen aus im Dunkeln im Stoßverkehr in einer fremden Großstadt bei Linksverkehr zu fahren. Aber jetzt war ich mit einer Straßenkarte bewaffnet, hatte mir den Weg eingeprägt (zumindest in etwa), es war hell und die Sonne lachte mir entgegen.

Ich empfand es als wahnsinnig abenteuerlich mich in den Linksverkehr zu wagen. Der Schalthebel auf der linken Seite war kein Problem, das Fahren auf der linken Straßenseite dagegen war schon etwas anderes. Mein einziger Gedanke war
"Links, links, links!!!"

Gleich an der ersten Kreuzung wurde der komplette Verkehr von der Polizei gestoppt: 300 Traktoren fuhren zur Demonstration durch Dublin (zuvor hatten sie die Ausfallstraßen blockiert) ...irische Nachrichten live erlebt sozusagen <g>


Traktor-Demo

Dann ging es weiter und ich fand mich unglaublich mutig einfach so im Linksverkehr zu fahren - mein eigenes kleines Abenteuer! Wer meinen Fahrstil kennt, wird kaum glauben wie überaus vorsichtig ich gefahren bin. Es ist schon sehr ungewohnt, wenn der Großteil des Autos sich auf der "falschen" Seite befindet. Man muß plötzlich völlig anders kalkulieren. Ich kam mir vor wie ein Anfänger - aber ich war unterwegs!  :-)))

Die Sonne lachte und ich fuhr Richtung Westen - ich wollte zur Westküste, die so ursprünglich und wild sein sollte, wie man sich Irland vorstellt. Auf dem Weg von Dublin nach Galway liegt Clonmacnoise, einige malerische alte Ruinen, die im Reiseführer abgebildet waren und die ich sehen wollte (ein kunstgeschichtliches Highlight lt. meinem Reiseführer).

Abseits der Hauptstraße erschloß sich mir ein ganz anderes Irland ... ich fuhr durch ausgedehnte Moorgebiete der Grafschaft Offaly - in den irischen Midlands. Dieser landschaftliche Aspekte faszinierte mich - bisher kannte ich Moor nur aus der therapeutischen Behandlung in Form von Moorpackungen. Hier gab es jedoch Unmengen an Moor in seiner natürlichen Form.

Moore bedecken nahezu 16% der Insel und gedeihen am besten in Gebieten mit hohen Niederschlägen, niedrigen Temperaturen und wenig Verdunstung. Die schwammige braune Masse besteht zu 90% aus Wasser, der restl. Teil sind Flechten, Farne und Moose. Absterbende Pflanzen lassen das Moor langsam wachsen, durchschnittlich bis zu einem Zentimeter im Jahr. Diese Hochmoore finden sich v.a. im Landesinneren und werden z.T. bis 7 m hoch.

Für den industriellen Abbau müssen die Moore zunächst trocken gelegt werden. Die durch die Maschinen entstehenden Schneisen zerstören die bislang intakte Landschaft. Das sieht dann so aus ...

Dann erreichte ich Clonmacnoise - eine der bedeutendsten frühmittelalterlichen Klosteranlagen Irlands, in exponierter Lage am Ufer des Shannon.

 


Cross of the Scriptures
(ein Höhepunkt der irischen Hochkreuze)

 

 


mit dem O'Rourke's Tower im Hintergrund
 

Hochkreuze sind keine Grabkreuze, sondern Orte der Predigt, der Versammlung und des Gebetes. Sie sind mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament und die leeren Zwischenräume mit Ornamenten und geometrischen Mustern, Tier- und Jagdszenen ausgefüllt. Durch diese Darstellungen sollten den Schriftunkundigen das Wort Gottes gelehrt werden. Daher nennt man sie auch Bibelkreuze.

 

Am Eingang der Anlage befindet sich ein Besucherzentrum, wo auch ein Film über die Geschichte des Klosters gezeigt wird. Man erhält einen sehr interessant gemachten Einblick in die Vergangenheit - danach kann man sich wirklich gut vorstellen, wie das Leben sich hier früher mal abgespielt hat.

Und auch ich fragte mich unwillkürlich, was ist hier passiert? Wie konnte das ehemals Bildungs-, Kunst- und Handwerkszentrum am Knotenpunkt der Ost-West-Handelswege und dem Shannon als Nord-Süd-Transportweg einfach so untergehen?

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