Ausbildung

Eigentlich dachte ich, daß ich recht gut reite. Bisher bin ich noch mit fast jedem Pferd beim Ausreiten gut zurechtgekommen und sattelfest bin ich auch. Für Dressur hatte ich immer nur ein müdes Lächeln übrig - viel zu langweilig. Meine Meinung habe ich revidiert, als ich in Spanien Dressurvorstellungen gesehen habe ... mit soviel Ausdruck und einfach wunderschön! Ein bißchen was davon würde ich auch gerne können.

Jaleo kann genausowenig kann wie ich: ich bin der Feld-, Wald- und Wiesenhopser (sprich Freizeitreiter) und er kann auch nicht mehr als Schritt, Trab, Galopp. Wahrscheinlich kommen wir deshalb so gut miteinander zurecht.

Aber mit Jaleo bin ich auch zu einem Pferd gekommen, das sich für die (spanische) Dressur nur so anbietet und der auch gerne lernen (beschäftigt werden) möchte. Also sollte ich mich vielleicht doch mal mit den Grundlagen des Reitens etwas intensiver befassen - Jaleo braucht eine Grundausbildung! Also auf zu Manolo (der beste Reitlehrer, den ich kenne!)

Bereits im Vorfeld mußte ich feststellen, daß ich bspw. vom Longieren keine Ahnung habe. Bisher sah ich auch keine Notwendigkeit ein Pferd im Kreis um mich herumlaufen zu lassen - viel zu eintönig. Dann habe ich gelernt, wozu das gut ist und was man einem Pferd so alles beibringen kann.

In Manolo's erstem Kurs sind wir also "back to the roots" gegangen und er hat mir erst einmal gezeigt, wie ich ein Pferd longieren muß. Und ich bekam die offizielle Bestätigung von einem Fachmann, daß ich nicht nur einen wunderschönen Andalusier, sondern auch noch einen intelligenten habe (Zitat Manolo: "This horse is more clever than you"). Jaleo lernt zwar schnell (schneller als ich manches umsetzen kann), aber er nutzt auch jede meiner Schwächen gnadenlos aus. Eine Herausforderung für mich, jetzt muß ich mich anstrengen.

Erst bei Manolo habe ich erkannt, wie schlecht ich eigentlich reiten kann. Da hapert es mit dem ausbalancierten Sitz, die Knie sind nicht geschlossen, die Fersen rutschen immer wieder hoch und das mit den Gewichts- und Schenkelhilfen ist noch eine Katastrophe. Mein Irrtum bzgl. meiner Reitkünste beruht wohl auf der Tatsache, daß ich bisher kaum auf wirklich gut ausgebildeten Pferden geritten bin - aber den Anspruch hatte ich bisher ja auch nicht. Jaleo verzeiht es mir, er kennt ja auch nichts besseres. Im Gegenteil, zum ersten mal beschäftigt sich jemand ernsthaft und sinnvoll mit ihm.

Jetzt wird also alles anders, wir lernen die feinen Hilfen ... das heißt üben, üben, üben! Ich muß es umsetzen und er muß daraufhin wissen, was ich von ihm will. Das ist alles nicht so einfach, wenn ein Dressuranfänger einem jungen Pferd etwas beibringen will, das er selbst noch nicht richtig kann. Aber was soll's ... wir haben ein Pferdeleben lang Zeit und keiner hetzt uns (Turnierambitionen haben wir auch nicht - alles just for fun).

J_Kurs_1.jpg (61452 bytes) Bilder aus unserem 2. Kurs  (Juni 2002)

 

Das ist genau die richtige Haltung für Kopf und Hals - so sollte es sein (mit mehr Winkelung meiner Ellbogen <seufz>

J_Kurs_Paso.jpg (49325 bytes) genau so sollte er immer "durch's Gnick" gehen

Bei Manolo's zweitem Kurs hatte ich Momente, in denen ich dachte "Verflixt, das lernst Du nie! Steig ab, lass das Reiten lieber ganz sein - kannst es sowieso nicht!" Aber meinen Jaleo wieder hergeben? Niemals! Dann gehen wir lieber wieder öfter ins Gelände ausreiten (das kann ich wenigstens) und ich erfreue mich einfach so an meinem Pferd. Hat sich der Frust dann gelegt, können wir wieder weiterüben.  :-)

Inzwischen erfreuen mich auch die kleinen Fortschritte, die wir uns erarbeiten: er hat die Nase nicht mehr ständig in der Luft (schaut zwar imposant aus, ist aber schlecht für seinen Rücken), sondern nimmt den Kopf schön runter, biegt sich besser in den kleinen Kurven und reagiert auch toll auf Stimmkommandos (dank Longe). Außerdem läuft er mir jetzt teilweise auch schon wie ein Hund nach (Monty Roberts läßt grüßen <g>).

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Arbeit im Roundpen

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Na, langsam wird's besser

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... und auch die Galopphilfe klappt irgendwann  :-)

Zwar arbeitet er immer wieder gegen den Zügel und die Schenkelhilfen und rennt einem manchmal fast unter dem Hintern weg, aber es wird immer besser.  :-)

Mühsam ist es allerdings, wenn er meint alles immer wieder hinterfragen zu müssen. Manchmal muß man ihn dann doch mit mehr Nachdruck davon "überzeugen", daß er jetzt genau das machen soll, was man von ihm möchte - und wir hören ganz sicher nicht vorher auf, bevor er es "richtig" gemacht hat! Leider klappt es auch oft genug nicht aufgrund meiner Unzulänglichkeiten, aber dank reizender Mit-Einsteller, die mir immer wieder mal mit einer Reitstunde helfen und mich auch sonst unermüdlich bei meinen Bemühungen unterstützen, verzeichnen wir doch langsam kleine Fortschritte.

Als Ergebnis hat er jetzt jedenfalls die bessere Kondition als ich: Ich bin klatschnass und Pferd ist gerade mal warm gelaufen ... 

Im Gelände sieht das natürlich anders aus, da reite ich ihn relaxed und er muß laufen <g>